Eröffnung: Samstag, 8. Februar 2025, 10.30 Uhr
Ausstellungsdauer: 8. Februar bis 15. März 2025
https://www.friedapohlhammer.com
„Als Kind der 60er bin ich in Steyr völlig analog aufgewachsen, mit Bilderzeichnen bei Regen, Ballspielen mit Freunden, mit Warten aufs Freizeichen beim Vierteltelefon und Einkaufen beim Greissler ums Eck. Heute bin ich permanent verfügbar, surfe im Netz und kaufe online. Ich gehöre zur ersten Halbdigitalgeneration. Unsere Kinder sind schon 100%-Digitals. Daraus ergeben sich spannende Differenzen und Fragen.“
Barbara Mungenast verhandelt in „OPTIMIZE ME“ Beauty, Fitness & körperliche Stärke als die Währung im profilierungsgetriebenen digitalen Heute. Ihre Arbeiten zeigen ihre persönliche Sicht als Frau auf eine schnelle Welt der Kaufkraft, der Clicks und Buys, auf eine Welt der digital allumfassenden Verfügbarkeit.
In Unschärfe gesetzte Shopping-Queens in Öl verweisen auf den permanenten Aufruf sich neu zu erfinden, neu einzukleiden, hip und en vogue zu sein. Gleichzeitig wird die Frau nicht gesehen. Noch weiter in den Hintergrund gedrückt, schweben vorne zerknüllte, wertlose Fetzen wie altes Zeug, Gedanken oder Weggeworfenes. Fast 30% der Mode wird nicht verkauft sondern verbrannt. Maßgeschneiderte Finanzierung € 20,-, ein Kleid aus 150 Chinesischen Yuan-Scheinen genäht, verweist auf den globalen Fast-Fashion-Trend mit Billigstware und Gratisversand. Der chinesische Mode-Online-Riese Shein produziert täglich 6000 neue Designs. Dem weltweit größten Online-Textilhändler mit einem Wert von 30 Milliarden Dollar wird von den USA Billigst- und Zwangsarbeit vorgeworfen.
Augen auf! Wir leben in einer patriarchalen, kapitalistischen Welt, die von wenigen Großkonzernen gelenkt wird. Musks, Bezos und Cooks (alle bei Trumps Inauguration anwesend), die einen Präsidenten unterstützen, der angeklagter Sexualstraftäter ist und eine Gesellschaft anstrebt, die bezüglich der Hautfarbe „farbenblind ist und auf Leistung basiert“.1 Es geht um Umsatz- und Leistungssteigerung und um Optimierung in allen Bereichen. Die jungen Frauen sind mehrheitlich besser gebildet als Männer2 und erfüllen immer noch die alten Stereoptypen attraktiv und liebevoll im Hintergrund zu sein und übernehmen mehrheitlich die unbezahlte Carearbeit. Die aktuell diskutierte „Herdprämie“ drängt die Frauen weiter vom Erwerb zurück, wo schon heute die „motherhood penalty“ dramatisch zu Buche schlägt. In ihren Werken „proportio divina“ thematisiert Mungenast weiblichen Konformismus und die zunehmend ästhetische Indifferenz unserer Zeit. Der goldene Schnitt bezieht sich mehrheitlich aufs Finanzielle, Markt und Marketing treiben uns voran und für emotionale Bewegtheit und sinnliche Wahrnehmung bleibt kaum Zeit.
Ist es möglich unsere Gegenwart, die von Katstrophenszenarien und prekären wirtschaftlichen Umständen geprägt ist, durch Training besser zu ertragen? Die Verwendung von Maschinen und Fitnessgeräten zum Hochtunen des menschlichen Körpers spielt immer wieder auf den Versuch an, die körperlichen Möglichkeiten zu erweitern und noch besser zu performen. In Body Work spielt Mungenast auf die Erweiterung es Körpers an. Computergenerierten fluiden Körpern im Hintergrund stehen impulsiv gesetzte Kalligrafien aus Tinte gegenüber. Material und Leere sind hier gleichermaßen bedeutsam.
1 20.Jänner 2025, Ansprache zur Amtseinführung
2 2021 verfügten 33,3 % der Frauen und 27,5 % der Männer im Alter von 25 bis 64 Jahren über den Abschluss einer mittleren oder höheren Schule. Gleichzeitig lag der Anteil der Frauen mit dem Abschluss einer Hochschule oder Akademie mit 21,9 % ebenfalls über jenem der Männer mit 17,5 %.

Shoppingqueen I–IV
50 x 70 cm
Aluminium, Öl, 2024



„Meine ,Störungen‘ sind Arbeiten, die generell Stereotypen und überlieferte Wahrheiten infrage stellen. Das Bedeutsame, Wertvolle wie alte Meister oder bekannte Werke lege ich in den Hintergrund, in eine Unschärfe, und scheinbar Wertloses, ein Fetzen, erobert den Vordergrund. Die schwebenden Textil- oder Papierteile üben auf mich eine große Faszination aus. Eigenwillig suchen sie ihren Weg, spontan und unberechenbar. Ständig wechseln sie ihre amorphe Form, sie sind nie stabil. Zerknüllt, alt, faltig, gebraucht und wertlos haben sie ihre Aufgabe erfüllt und sind somit unbrauchbar. Wie Gedanken schweben sie in zauberhafter Ästhetik schwerelos durch mein Gedächtnis.“

Paper, 25