TEXTILES

Längst gehört die Textilkunst zum Vokabular der modernen Kunst. Die Frage des Handwerks stellt sich nicht. Virtuos arbeiten Künstlerinnen wie Sonia Delaunay, Judith Scott oder Louise Bourgeois im fadenbasierten Kunstuniversum. Raus aus der Häuslichkeit erleben Textilien ihre eigene Revolution: Konzeptionell und experimentell eingesetzt, sprengen sie gängige und historische gesellschaftliche Genderbilder und Geschlechterstereotypen, sickern sanft in die männlich dominierte Materialwelt ein und erweitern subtil das persönliche Wahrnehmungsspektrum. Warm, weich und zart, vergänglich und verletzlich oder umhüllend und verstrickend – die vielschichtige Lebendigkeit des Stoffes webt unsere Sinne ein, verstärkt in uns eine menschliche Präsenz sowie Vergänglichkeit und lässt den Herstellungsprozess der Artworks im Sinne von zeitaufwändiger Wiederholung, Rhythmus und Besessenheit nachwirken.

Mixed Media, nicht nur im Material sondern auch in Technik und Bildsprache sollen das selbstbestimmte Sehen und einen konkreten Realitätsbezug infrage stellen. Die „unglaubliche Langeweile des Alltags“ möchte Mungenast konterkarieren, sie möchte zur individuellen Größe aufrufen: gegen die Hilflosigkeit und Unfähigkeit der Regierenden, gegen hohle Phrasen und Gemeinplätze, gegen die sinnentleerte Konsum- und Weiterkommpolitik, gegen Schönheits- und Lifestyleverordnungen, gegen das Gehören und Müssen.

Es geht ihr um Blickwechsel und Mehrdeutigkeiten, um permanente Veränderung und Neugierde, um freudvolle Phantasie und Lustempfinden. Faszinierend ist für sie die Kraft der Zusammenhänge, die nicht offensichtlich sind und für jeden völlig anders und auch widersprüchlich.

Die Kunstwerke von Mungenast sind, gleichsam „körperlich“ haptisch-graptisch erfahrbar, und – als Phantasma fragmentarisierten Lebens – sinnlich „im Kopf“ fühlbar. Pathos und Coolness sind im Konzept der Künstlerin in aller Widersprüchlichkeit aktiviert – beim Betrachten des Bildes wird dies als eine „Modulation der Affekte“ ausgelöst. Die textilen Einnähungen im Ölbild oder auch ein darüber gesprayter, fast reliefartiger Druck verleihen den „Gemälden“ eine Haut-Artigkeit, die auch beim Sehen schon gespürt werden kann.