GUESS CLUB WIEN 1
Zur Eröffnungsshow des feinst gestalteten Guess Clubs in Wien nahe der Oper bringt Mungenast 1990 die FRESH FOOD FASHION zum Besten. Frische Fische in Kleidern eingenäht, Frischfleisch und Gemüse zieren die Modelle. Alles was in den Bauch kommt, schmückt ihn heute. Das Innere wird nach außen gestülpt, es geht um die Haut. Die Wände, gewissermaßen die Innenhaut des Bauwerks oder die Außenhaut des feinen Restaurants der Architekten Franz Berzl und Heinz Lutter, werden vom Künstlerduo D&S Gustav Deutsch und Hanna Schimek mit Makros von duftender Pfirsichhaut, gespannter tierischer Harnblase oder einfachem Kuhfell hinterleuchtet.
Auszüge aus dem künstlerischen Konzept:
FOOD/DESIGN bezieht sich auf die Tatsache, dass Lebensmittel heute nicht mehr länger ausschließlich Produkte aus landwirtschaftlicher Produktion sind, deren Erscheinungsformen, Geschmack und Gerüche Ergebnisse von langjährigen, traditionellen Züchtungsmethoden darstellen. Zunehmend sind sie Produkte der biochemischen Lebensmittelindustrie mit hohem ästhetischen Objektcharakter, deren optische und haptische Gestaltung durchaus als Design verstanden werden kann. Der Ausbildung der „Haut“ kommt bei der Gestaltung der Lebensmittel große Bedeutung zu. Auch bei architektonischen Gestaltungsaufgaben ist die Ausbildung der „Haut“ nach innen – also die Gestaltung der Wände, des Bodens und der Decken – sowie der „Haut“ nach außen – also die Gestaltung der Fassade – für die Erscheinungsform, die Atmosphäre und Charakteristik ausschlaggebend.
FOOD/DESIGN als übergreifendes Thema verbindet den biochemischen mit dem architektonischen gestalterischen Aspekt. Sowohl durch die Definition der Raumatmosphären – innerkörperlich, fruchtig, fischhäutig, etc. – als auch bei der optischen und haptischen Gestaltung der entsprechenden Oberflächen – speckig, ledrig, schalenartig, etc. – sollen Assoziationen zum Thema im tatsächlichen und übertragenen Sinn geweckt werden.
FOOD/DESIGN als Thema der an der Fassade und im Lokalinneren projizierten Videoschleifen zeigt elementare Vorgänge bei der Verarbeitung und Zubereitung von Lebensmitteln unter den Begriffen SEPARATION, DIVISION, TRANSFORMATION, MIX, TRANSFER und MANIPULATION.
FOOD/DESIGN wird auch im glasüberdachten Innenhof in Form eines Demonstrationsgewächshauses für herkömmliche und transgene Pflanzen thematisiert. Ziel der Installierung dieses Gewächshauses ist:
– die „Real-Inszenierung“ eines FOOD/DESIGN Labors im halböffentlichen Raum eines Restaurants.
– die demonstrative Gestaltung von „High-Tech-Food“ auf transgener Basis.
– die Zurschaustellung von transgenen Pflanzen als Anregung zur Diskussion über die Anwendung von Gentechnologie im Lebensmittelbereich, im Sinn eines Demokratisierungsprozesses.
Ein spannendes Miteinander, das unter die Haut geht.